Geschichte der Nikolaikirche
Die Nikolaikirche in Hiddestorf
Die Gründung der Nikolai-Kirche wird nach heutigem Kenntnisstand auf die Zeit 900 bis 1000 n.Chr. datiert. Sie wurde im romanischen Stil erbaut und trägt den Namen des Bischofs Nikolaus von Myra in Kleinasien (Türkei). Er galt der Legende nach als Patron der Reisenden und Schiffer. Hiddestorf liegt an einer alten Handels- und Heerstraße zwischen Pattensen und Ronnenberg.
In der Stadt Hemmingen ist die Nikolai-Kirche das älteste Bauwerk, gefolgt von der Kirche in Wilkenburg (ca. 1100n.Chr.). Das Kirchensiegel zeigt in einer Abbildung den Bischof Nikolaus, der in seinen Händen die Hiddestorfer Kirche trägt.
Im Archiv fand man eine alte Urkunde, aus er hervor geht, dass die Kirche 1722 innen und außen von Grund auf “repariret” wurde. Es finden sich in der Urkunde Angaben über Einnahmen und Ausgaben, welche der “Altaristen Ehrich Wulfekopf zu Oldendorf” aufgezeichnet hat.
Bis zur Renovierung 1934 stammte die Inneneinrichtung zum größten Teil noch aus dem Jahr 1722. Ein Teil des eichenen Gestühls in den Formen des Spätrenaissance stamm laut Inschrift aus dem Jahr 1639.
In das Schiff waren damals drei hölzenere Priechen eingebaut worden. Die größte (6,3 m x 2,4 m) auf der Südseite wurde Edelmannsprieche genannt. Sie war wahrscheinlich der Platz der Jahrhunderte in Hiddestorf ansässigen Familie von Lathusen. Eine Treppe neben der Südtür führte auf die kleinere Orgelempore, an die diese Prieche angebaut war. An der Nordwand befand sich ein fast gleiche, aber etwas schmalere Prieche (5,6 m x 1,8 m) und im Chor eine kleinere, die Ohlendorfer Prieche (4,5 m x 1,2 m). Auf beide gelangte man über steile Stiegen hinauf.
Auf dem sechseckige Taufstein befindet sich die Jahreszahl 1651, was sich später aber als falsch erwies. Eine Rechnung aus dem Jahr 1650 über 15 Reichsthaler, 10 Groschen und 9 Mariengroschen Verzehrgeld belegt das Alter des Taufsteins
Der Taufstein trägt die Innschrift:
„Gehet hin in alle Welt vnd lehret alle Heiden vnd teuffet sie
im Namen des Vaters, des Sohnes vnd heiligen Geistes.“
Der Taufstein wurde zeitweise als Blumenschale außerhalb der Kirche genutzt. Er wurde 1934 restauriert und wieder im Chor aufgestellt.
Am 21. September 1933 beschloss der damalige Kirchenvorstand bauliche Veränderungen an der Kirche. Der Kirchenvorstand setzte sich damals zusammen aus dem Vorsitzenden Pastor Rode (Wilkenburg), Halbmeier Friedrich Reinecke (Hiddestorf), Schuhmachermeister August Farke (Hiddestorf), Köthner Ernst Rehren (Hiddestorf), Leibzüchter Fritz Wulkopf (Ohlendorf). Die Kirche, deren Äußeres mit dem Bau des Turmes 1891 seine bis heute vertraute Form erhielt, sollte nun auch im Inneren eine ansprechende, den alten romanischen Baustil betonende Neugestaltung finden.
1891 wurde der Turm der Kirche umgebaut. Statt des treppenförmigen Oberteils wurde ein 8-teiliger, schiefergedeckter Helm aufgesetzt.
Auch die spitzbogigen Schallöffnungen stammen aus dieser Zeit.
Im Jahr 1934 wurde eine umfangreiche Renovierung der Kirche durchgeführt. Die Bauarbeiten führte Maurermeister Ernst Schrader (Ohlendorf), die Tischlerarbeiten Friedrich Borchers und Gramann (Hiddestorf) aus. Den teilweisen Abbau und den Schutz der Orgel, die Reinigung und Instandsetzung der Orgel besorgte die Firma Furtwängler und Hammer (Hannover). Die übrigen Arbeiten wurden an Handwerkern aus Pattensen, Arnum und Hannover vergeben.
Es gab bis zur Renovierung 2 Eingänge, die in die Kirche führten. Eine rundbogige Tür befand sich an der Nordseite des Turms, die andere an der Südseite des Schiffs. Die Turmtür führte in die kleine Turmhalle, in der Sitzbänke standen. Ein halbkreisförmige überwölbter Durchgang verband sie mit dem Kirchenschiff.
Bei der Renovierung wurde die Tür zugemauert und eine neue, größere an der Westseite des Turms ausgebrochen. Die ist heute der einzige Zugang zur Kirche.
Die Bilder zeigen die beiden zugemauerten Eingänge (links Nordseite, rechts Südseite)
Die Bänke wurden entfernt und in den Durchgang zum Schiff wurde eine verglaste Holztür eingesetzt.
Um Sitzplätze zu schaffen wurde die Orgelempore bis vor die Pfeiler vorgezogen. Auf die einzelnen Fächer der Brüstung wurden die Bitten des Vaterunser gemalt. Die Schnitzwerke stammen aus dem Jahr 1639.
Orgelempore seit der Renovierung von 1934 – Aufnahme von 1974.
Die neue Orgel wurde 1978 von der Firma Hammer Orgelbau aus Arnum erbaut. Franz Rietsch aus Hiddestorf, ein Mitarbeiter der Firma Hammer, war mit der Durchführung betraut.
Die Seitenemporen und die Priechen wurden entfernt. Als Priechen, ursprünglich gleichbedeutend mit Empore, wird der vom allgemeinen Kirchengestühl abgesonderte Sitzplatz der höheren Stände einer Kirchengemeinde bezeichnet. Früher gab es einen Hochaltar mit zwei Seitentüren und einer Kanzel über dem Altar. Sie wurden ebenfalls 1934 entfernt. Die Kanzel kam an ihren heutigen Standort und an der früheren Stelle wurde ein Rundbogenfenster mit dem „Weihnachtsbild“ eingesetzt. Das „Weihnachtsbild“ wurde von Prof. Fischer, dem damaligen Leiter der Renovierungsarbeiten, entworfen. Auch das Kruzifix stammt von Prof. Fischer, Vorsitzender der Werksgemeinschaft für kirchliche Kunst. Zwei Altarleuchter schmückten den Altar. Im Chor wurden rechts und links des Altars zwei sechsflammige Leuchter aufgehängt. Der heute im Chor hängende Leuchter hing damals in der Turmhalle. Der einfache Steinaltar, auch aus dem Jahr 1722, stand im Chor an der selben Stelle wie heute vor der als Sakristei eingerichteten Apsis. Ein hölzener, teilweise gitterartiger Altaraufbau trennte Chor und Apsis. Die heute auf dem Altar stehenden Bronzeleucher fanden 1934 einen Platz auf den Wandkonsolen rechts und links im Schiff. Sie sind die ältesten Stücke im Innern der Kirche und wurden laut Innschrift im 1630 von Frau Lucia Elisabeth von Marenholz, der Hausfrau des Erasmus Lathausen, gestiftet. Der Familie Latthausen gehörte ein Adelshof in der Nähe der Kirche. Die Familie ist später ausgestorben.
Der Altar mit seiner beiden Bronzeleuchtern 2008 – das Kreuz und die Bibel wurden von der Gemeinde im Jahr 1934 gespendet.
Blick auf den Altar mit den Bänken rechts und links vor der Renovierung 1974.
Hinter der Kanzel, an der Südwand des Chors, wurde eine Bank für den Pastor, gegenüber eine Bank für die Kirchenvorsteher abgemauert. In der Apsis war eine halbkreisförmige Bank für die Konfirmanden vorgesehen. Die Bänke im Chor und in der Apsis wurden 1934 wieder entfernt und der Altar leicht verändert. Rechts und links neben dem Altar war je eine kleine Tür. Zu der Kanzel über dem Altar führte eine schmale Treppe in der Apsis hinauf. In der Apsis befand sich eine rundbogige Tür nach außen. Sie wurde 1934 zugemauert und ein Buntglasfenster eingesetzt. Die Apsis war mit Mönchen und Nonnen gedeckt, welche entfernt und durch Kupferblech ersetzt wurden. Im Chor und im Turm entdeckte man Spuren gotischer Malereien. Das Rankenwerk in der Turmhalle konnte restauriert werden, auch die beiden Weihekreuze an den Pfeilern des Schiffes vor der Empore. Sie waren typisch für die damaligen romanisch-gotischen Kirchen. Üblicherweise wurden damals immer 12 Weihekreuze dargestellt. Es ist nicht bekannt, ob die anderen Weihekreuze übermalt wurden oder ob sie sich vielleicht in der bis heute nicht gefundenen Gruft befinden.
Weihekreuz links (Blickrichtung Altar) von 2008
Weihekreuz rechts (Blickrichtung Altar) von 2008
Aus der katholischen Zeit stammt auch das Bild der „Madonna mit Kind im Strahlenglanz“ am Pfeiler neben der Kanzel, welche 1934 freigelegt wurde. Durch unsachgemäße Behandlung wurde sie bei der Renovierung 1974 so stark beschädigt, dass sie übergestrichen werden mußte.
Renovierungsarbeiten in der Kirche 1974
Marienbild während der Renovierungsarbeiten 1974
Die Kanzel ist aus zwei Bankteilen der früheren Bänke zusammengesetzt. Die eine Hälfte trägt die Jahreszahl 1639, die andere Hälfte wurde 1934 von Friedrich Borchers gefertigt. 1949 wurde der mit Früchten verzierte Leuchter an der Decke gespendet. Würde man die Früchte und den Kerzenhalter entfernen, passt der Leuchter als Deckel auf den Taufstein. Ebenfalls aus dem Jahr 1949 stammt der von Drechsler Lüpke erstellte Holzleuchte an der Decke.
Die Kirche ist von einigen wenigen Gräbern aus dem 18. und 19. Jahrhundert umgeben. Der Baumbestand auf dem Kirchhof ist etwa 130 Jahre alt. Die Zeichnung zeigt den Turm mit Treppengiebel und romanischen Fenster mit Mittelsule. Die Zeichnung ist datiert auf den 10.09.1879 und wurde zufällig auf einem Flohmarkt entdeckt.
Nur noch ein Fenster stammt aus den romanischen Anfängen der Kirche (wenn man die Kirche betritt links oben das erste kleine Fenster). Alle anderen Fenster sind später hinzugekommen.
Innenansicht des letzten romanischen Fensters
Außenansicht des letzten romanischen Fensters
Renovierung des Kirchturmdachs 1971
Erneuerung des Turmdachs 1971